Unser Geldsystem: Erstaunliche Fakten, die kaum einer kennt – Teil 1/2
Wer kennt es nicht? Eines der bekanntesten Zitate von Voltaire zum Thema Geldsystem: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null!„. Bevor der Wahrheitsgehalt dieses Zitats auf den Grund gegangen werden kann, werfen wir erst einmal einen Blick auf die Frage, wie denn eigentlich Geld in unserem Finanzsystem entsteht.
Egal, ob wir einen Blick auf Wikipedia oder auf die Webseite der Deutschen Bundesbank werfen: Mittlerweile kann es jeder nachlesen, dass Geld immer dann entsteht, wenn ein neuer Kredit vergeben wird. Entgegen landläufiger Meinungen sind für diesen Vorgang keine (!) Sparguthaben notwendig.
„Neues Buchgeld schaffen die Banken, wenn sie Kredite vergeben. Ein Beispiel: Um ein Auto zu kaufen, benötigt Herr Müller einen Kredit. Er verhandelt darüber mit seiner Bankberaterin.
bundesbank.de
Die Bank gewährt Herrn Müller einen Kredit. Den Kreditbetrag schreibt sie auf seinem Konto gut. Sein Guthaben nimmt zu. Die Bank hat neues Buchgeld geschaffen. Zuvor eingeworbene Spareinlagen benötigte sie hierfür nicht.“
In Fachkreisen wird dieser Vorgang Verlängerung der Bankbilanz genannt. Denn sowohl die Verbindlichkeiten der Bank gegenüber Kunden als auch die Forderungen gegenüber Kunden sind nach Kreditauszahlung in gleicher Höhe gestiegen.
Dementsprechend „verschwindet“ Geld natürlich auch mit jeder Kreditrückzahlung wieder aus den Bankbilanzen und damit aus dem Geldsystem. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass im gesamten Geldsystem die Geldmenge mehr oder weniger nur eine Richtung kennt, wie nachfolgende Grafik von der US-Webseite visualcapitalist.com eindrucksvoll bestätigt:
315.000.000.000.000 US-Dollar. Das ist die Summe der gesamten globalen Verschuldung zum Ende des ersten Quartals 2024!
Die spannendste Frage in diesem Zusammenhang ist natürlich: Wie lange kann dieser Weg noch gut gehen? Denn eine Richtungsänderung um 180 Grad liegt in sehr weiter Ferne.
Das Problem mit dem Zins
Jedoch gibt es ein wesentlich größeres Problem in unserem Geldsystem als das „Erschaffen“ von Geld auf Knopfdruck. Und das ist der Zins.
Ein praktisches Beispiel soll dies verdeutlichen:
Nehmen wir an, jemand möchte sich ein Haus kaufen und benötigt hierfür 100.000 EUR von seiner Bank. Unterstellen wir einmal, dass die Kreditprüfung der Bank gibt grünes Licht. Kurzer Einschub am Rande: An dieser Stelle darf ruhig einmal die Frage gestellt werden, weshalb eine Bank so eine aufwändige Inszenierung bei der Kreditprüfung veranstaltet, wenn die Bank gar kein echtes Geld herausgibt, sondern nur per Knopfdruck nicht vorhandenes und ungedecktes Geld erschafft…
Jedenfalls einigen sich die Bank und unser potenzielle Hauskäufer sich mittels Kreditvertrag auf die Laufzeit des Kredits, die monatliche Zins- und Tilgungsrate und den jährlichen Zinssatz. Wir setzen für den Zinssatz einmal 3 % an. Nach erfolgter Kreditauszahlung erwirbt dieser Jemand seine Wunschimmobilie und ist glücklich. Die Bank im Übrigen ist auch glücklich.
Nehmen wir weiter an, dass unser glücklicher Hauseigentümer exakt ein Jahr nach Kreditauszahlung eine unerwartete Erbschaft in Höhe von 100.000 EUR erhält. Dies nutzt er, um seinen Kredit bei seiner Bank vorzeitig abzulösen. Vernachlässigen wir an dieser Stelle der Einfachheit halber mögliche Vorfälligkeitsentschädigungsansprüche seitens der Bank und nehmen an, dass die Bank der vorzeitigen Ablösung zustimmt.
Was passiert nun? Rein buchungstechnisch gibt es eine Gegenbuchung zur Kreditauszahlung in gleicher Höhe. Damit sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob es den Kredit nie gegeben hat. Jedoch was bleibt noch offen?
Woher kommt der Zins?
Es sind die 3.000 EUR Zinsen, die die Bank dennoch für das eine Jahr Kredit von unserem Hauseigentümer haben möchte. Woher kommt diese Summe? Denn diese Summe wurde ja von der Bank nie generiert und ins Geldsystem gegeben. Natürlich muss unser glücklicher Immobilienbesitzer diese Summe von irgendeiner anderen Geldquelle in diesem System „reinholen“. Die häufigste Form stellt dabei die selbständige Arbeit – damit sind seine Kunden die Geldquelle – und die nichtselbständiger Arbeit – dann ist sein Arbeitgeber seine Geldquelle. Übrigens deswegen benötigt der Staat immer höhere Steuereinnahmen (= seine Geldquelle), damit er die Zinszahlungen aus seiner ständig steigenden Verschuldung überhaupt leisten kann…
Das schließt die Frage an, woher haben diese „Geldquellen“ das nötige Geld, damit unser Hauseigentümer an das benötigte Geld zur Zahlung des Kreditzinses kommt? Und Sie ahnen es schon: Egal welche Geldquelle jetzt genannt wird, sie werden nie auf die ursprüngliche Quelle kommen. Denn: Der bzw. die Zinsbeträge wurden nie von einer Bank generiert und ins System gegeben! Das Geld für die Zinsen ist nicht vorhanden!
Man kann es auch anders formulieren: Die Bank hat nichts produziert und, genau betrachtet, auch nichts geleistet und kassiert dennoch Zinsen, dessen Summen nie vom Geldsystem generiert wurden und entzieht dem Geldkreislauf und ganz besonders dem Wirtschaftskreislauf Geld, das die Banken nur teilweise in Form von Gehaltszahlungen und sogenannten Guthabenzinsen wieder zurückgibt.
Selbst Bertolt Brecht, seines Zeichens einer der bedeutendsten deutschen Dichter, erkannte diese Zusammenhänge und brachte dies kurz und knapp im folgenden Zitat zum Ausdruck:
„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?„
Bertolt Brecht