Unser Geldsystem: Erstaunliche Fakten, die kaum einer kennt – Teil 2/2
Nachdem es im ersten Teil schwerpunktmäßig darum ging, wie Geld überhaupt entsteht und weshalb die Geldmenge quasi nur eine Richtung kennt, betrachten wir uns im zweiten Teil relativ unbekannte Fakten und räumen auch mit dem einen oder anderen Mythos rund um unser Finanzsystem auf.
Aufgrund der Tatsache, dass jede Form von Buchgeld – egal in welcher Währung, da es überall der gleiche buchhalterische Vorgang ist – nur durch Kredit entstanden ist, lässt sich festhalten, dass wir in einem Schuldgeldsystem ohne jeglicher Deckung leben. Diese Wahrheit spricht sogar J. P. Morgan, einer der bekanntesten Banker aller Zeiten, aus, dem folgendes Zitat zugeschrieben wird:
„Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit.“
J. P. Morgan
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Begriff „Kredit“ von dem lateinischen Wort „credere“ abgeleitet wird und „glauben oder „vertrauen“ bedeutet. Könnte daraus geschlossen werden, dass unser ganzes Geldsystem nur auf dem Glauben aufgebaut ist, dass ich mit diesen bunt bedruckten Papierzettel zu jederzeit Waren und Dienstleistungen erwerben kann? Denn diese Papierzettel bzw. digitalen Geldbeträge sind ja durch nichts gedeckt.
Bargeld einziges gesetzliches Zahlungsmittel
Damit hier keiner auf falsche Gedanken kommt, wurde per Gesetz verordnet, dass in unserem Rechtskreis folgendes gilt:
Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel.
§ 14 Bundesbankgesetz (BBankG)
Daraus darf schlussgefolgert werden, dass es einen Annahmezwang für Bargeld gibt. Eine Einschränkung gibt es nur bei Münzen (um die Bezahlung von größeren Geldbeträgen mit der ein Cent Sammelflasche zu verhindern). Jede andere Form der „Bezahlung“ – wie beispielsweise per Überweisung oder Lastschrifteinzug – fällt unter den Fachbezeichnung „Leistung an Erfüllung statt“ oder „Leistung erfüllungshalber“ und ist davon abhängig, ob der Zahlungsempfänger diese Form der Zahlung akzeptiert.
Könnte es möglicherweise auch an dem gerade beschriebenen Sachverhalt liegen, dass wir als Kontoinhaber auch gar keine Eigentümer an unseren sogenannten Bankguthaben sind? Eigentümer des Geldes ist immer die Bank. Dem Kontoinhaber steht hier lediglich ein schuldrechtlicher Rückzahlungsanspruch zu.
Mythos Vermögensvernichtung bei Börsencrashs
Kommen wir noch zu einem Mythos zum Thema Vermögenszuwachs und Vermögensvernichtung in Verbindung mit Börsen. Wie oft haben Sie schon in den Nachrichten die Aussagen vermeintlicher „Experten“ gehört, dass ein Börsencrash soundsoviele Millionen Euro oder Dollar an Vermögen vernichtet hätte?
Wir leben in einem buchhalterischen System, in dem die Null (beide Seiten einer Bilanz) immer vorhanden sein muss. Das trifft auch auf alle Börsen mit Finanzpapieren wie Aktien oder Renten zu. Denn immer dann, wenn es einen neuen Aktienkurs gibt, fand eine Transaktion statt, in dem ein Papier (Aktie) mit einem anderen Papier (Geldschein) getauscht wurde. Gut, heute findet dieses Spiel nur noch in der digitalen Welt statt. Das Prozedere an sich ist allerdings exakt gleich.
Daraus folgt, dass die Geldmenge an sich immer gleich bleibt, egal wie viele Transaktionen an einer Börse stattfinden. Es wird ja lediglich ein „Wert“ mit einem anderen „Wert“ getauscht. Das einzige, was an der Börse bei verändernden Kursen tatsächlich passiert ist, dass das virtuelle Börsenvermögen anders bewertet wird. Es findet also alles nur in einer Scheinwelt statt. Eine Vermögensvernichtung findet quasi nur virtuell statt, da das Vermögen selbst nur virtuell entstanden ist.
Haben Sie Geld schon mal arbeiten sehen?
Ein anderer Mythos, meist von Akteuren aus der Finanzdienstleistungssektor in den Beratungen mit ihren Kunden verwendet ist die Aussage: „Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten!“ Jetzt mal Hand aufs Herz: Haben Sie tatsächlich mit Ihren eigenen Augen schon mal gesehen, dass Geld arbeitet? Geld arbeitet nicht. Wenn jemand arbeitet, dass sind es wir Menschen mit Unterstützung von Maschinen usw. Das heißt also nichts anderes, dass wir jemand anderem Geld geben, der damit etwas kauft, um daraus etwas Neues zu machen. Und damit schließlich einen Gewinn zu erzielen, an dem der Geldgeber in irgendeiner Form beteiligt ist. Oder er investiert das Geld – also kauft – gleich direkt in ein virtuelles Finanzpapier mit dem Ziel, damit Zinsen, Dividende oder Kursgewinne zu kassieren.
Allerdings stellt sich beiden Fällen die Frage, woher kommt die Geldmenge, damit dieser buchhalterische Ertrag real werden kann? Denn der Zins bzw. Ertrag ist erst einmal nur virtuell vorhanden. Könnte sein, dass unser ganzes Wirtschaftssystem auf Kampf um die verbleibende Geldmenge ausgerichtet ist, da weder die Zinsen noch der Ertrag aus neu geschaffenen Gütern und Dienstleistungen als Betrag ins Geldsystem gegeben wurde und somit systembedingt immer zu wenig Geld da ist? Und dieses Geld konzentriert sich mit der Zeit immer stärker auf immer weniger Marktteilnehmer? Kommt Ihnen dieses „Spiel“ nicht bekannt vor?
Spielen Sie doch mal wieder Monopoly
Wann haben Sie das Brettspiel „Monopoly“ zum letzten Mal in Händen gehalten und auch gespielt? Ist es schon länger her? Egal! Spielen Sie es doch mal wieder. Möglicherweise sehen Sie dieses Spiel durch diesen Beitrag anschließend aus völlig anderen Augen.
Und wenn Sie viel Zeit haben, dann spielen Sie Monopoly mal mit einer Regeländerung: Die Regel, „Wenn Sie über Los kommen, kassieren Sie X Geldeinheiten“ wird außer Kraft gesetzt. Wie ändert sich dann der Spielverlauf?
Um abschließend auf das Anfangszitat von Voltaire zurückzukommen. Ja, Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert Null zurück. In der Praxis meist durch eine Währungsreform, nachdem die Geldentwertung und damit das Vertrauen der Bevölkerung in die Währung trotz aller gesetzlichen Vorschriften bereits gegen null tendiert ist.
Weiterführende Medien
- Hollywood-Film „The Wolf of Wall Street“
- 3sat Dokumentation „Oeconomia“
- Video „JUSTIZ entlarvt: Giralgeld – Schöpfung unbekannt“